Auch Joscha möchte ein Flasche Mineralwasser, die vom Roboter mit seinem Namen bedruckt ist. Der Vorname ist klar. Beim Nachnamen fällt Roboterbetreuer Igor Smokrovic eine Alternative ein: „Wie findest Du ’Cooler Typ‘“? Das gefällt Joscha. Aber der fünfjährige Bub kommt mit dem 27-Zoll-Touchpanel nicht klar, es hängt etwas hoch. Igor, der freundliche Helfer mit dem breiten Kreuz, hebt Joscha hoch und hilft beim Tippen.
Ein Roboter nimmt die Flasche aus der Kiste und stellt sie aufs Förderband. Dann wandert sie zum nächsten Roboter, der die Flasche nimmt und sanft vor den Sensor mit der Druckereinheit hält. Die bedruckbare Fläche wird erkannt und einen Wimperschlag später später steht darauf „Joscha. Cooler Typ“. Bevor Joscha seine Flasche aus der Maschine nehmen darf, wird sie noch zehn Sekunden lang mit UV-Licht desinfiziert.
Robotik, Industrie 4.0, vorausschauende Wartung, Datenverarbeitung im IIoT-Portal und ein charmantes Produkt mit der Losgröße 1 am Ende – die Anlage ist ein Publikumsmagnet und liefert zugleich ein Bild von der Kompetenz, die Alexander Bürkle aufgebaut hat. „Die gesamte Planung stammt von unseren Fachabteilungen und unseren Produktions- und Dienstleistungsunternehmen“ erklärt Klemens Isenmann, Geschäftsführer smart industries bei Alexander Bürkle. „Bei der Anlage haben uns außerdem ein gutes Dutzend Partner aus der Industrie unterstützt.“
Nicht nur der Nachwuchs ist fasziniert. Gestandene Elektroprofis fassen den Roboter an, wollen spüren, wie sich diese Zukunft anfühlt, die uns produktiver macht und sogar für demographische Probleme viele Lösungen bieten wird.
Endlich wieder Produkte live sehen, anfassen und darüber diskutieren. Rund 6.600 Fachleute aus Handel, Handwerk und Industrie genossen das vom 24. bis 26. Juni auf der electra, der Hausmesse von Alexander Bürkle in Freiburg. Die große Veranstaltung – sie kombiniert das Infoangebot von Hannover Messe, Light+Building und IFA – hätte turnusgemäß 2020 stattfinden sollen, musste aber ausfallen. Auch die über 160 Aussteller aus allen Bereichen der Branche freuten sich über den Neustart und viele gute Gespräche von Mensch zu Mensch. Selten passte ein Messetitel so sehr: „Zusammen Zukunft erleben“.
Bei der letzten electra im Jahr 2015 klopfte die Digitalisierung an die Tür, jetzt steht sie mitten in Haus, Wohnung oder Unternehmen. Diese Themen spiegelten sich in den Angeboten der Aussteller, vor allem zeigte sich die Entwicklung bei Alexander Bürkle. Die Roboterlösung war das Beispiel für den Wandel, den Wandel vom Elektrogroßhandel zum Technologiedienstleister. „Die individuelle Lösung steht im Mittelpunkt“, sagt Andreas Ege, Geschäfts-führender Gesellschafter von Alexander Bürkle. „Wir werden weiter mit bester Logistik und modernsten Prozessen die gewünschte Ware liefern“, verspricht er. „Aber die Zukunft gehört eindeutig der ganzheitlichen Lösung und ihrer Vermarktung. Als Technologiedienstleister werden wir diese Zukunft mit unseren Lösungen und auch Produkten aktiv gestalten.“
Technologiedienstleister heißt: Alexander Bürkle handelt nicht nur mit Produkten, sondern plant und produziert, und zwar Hightech-Lösungen, Software und auch smarte Hardware. „Bundesweit anerkannt ist die von uns entwickelte Software ‚Terminal’“, sagt Marcus Mauch, Geschäftsführer smart buildings und smart consumers. „Terminal ist eines der stärksten Werkzeuge am Markt, um die Gebäudeelektrik zu planen, von konventionell bis super-smart.“ Terminal ist außerdem zentraler Bestandteil des Konzepts „Lebensräume“, mit dem die Vermarktung des Smart Homes mit den Partnern aus den E-Handwerken auf eine neue Stufe gehoben wurde.
Marcus Mauch ist überzeugt, dass das Smart Home „Commodity“ wird, also Standard. Nur mit Vernetzung, auch Energiemanagement, lässt sich die dringend nötige Energieeffizienz in unseren Gebäuden erreichen. Das Fragen nach dem einheitlichen Standard im Smart Building hält Mauch für beendet: „Die Suche nach dem einheitlichen Standard ist Vergangenheit."
Diese Ansicht kann er selbstbewusst vertreten, denn Lebensräume hat eine Hardware-Lösung im Köcher. Ralf Glink, Leiter Business Development smart buildings, zeigt eine kleine Box mit drei physischen Schnittstellen und Buchse für die Spannungsversorgung. Das Gerät verbindet sowohl Standards als auch proprietäre Sprachen vieler Hersteller und macht sie für Anwender komfortabel nutzbar: KNX, EnOcean, FRITZ!box, Kostal, Busch-Jaeger [email protected], Philips Hue, Vaillant und mehr. „Zu Beginn werden Smart Home-Nutzer rund zwei Dutzend Geräte, Standards und Sprachen nutzen können, die einfach über den Webbrowser konfiguriert werden können“, erklärt Glink. Selbstverständlich versteht die Box Sprachbefehle von Google, Amazon und Apple. Produktname und Verfügbarkeit werden bald bekannt gegeben.
Marcus Mauch kann viele weitere Neuheiten präsentieren, um produktiver zu arbeiten. Pünktlich zum Boom kommt der Photovoltaik-Konfigurator, der die gesamte Planung der PV-Anlage am Bildschirm ermöglicht. Sogar eine schnelle Vorplanung ist machbar: Im Internet verfügbare Fotos „aus dem All“ sowie weitere Geodaten werden verwendet, um die Maße von Gebäude und Dachfläche mit erstaunlicher Präzision darzustellen. Ein Zeitsparer ist auch der webgestützte „Förderkompass“ für PV, Wärmepumpen, E-Mobilität, Licht und andere Techniken: Alle aktuellen Fördermaßnahmen von Bund, Land, Gemeinden und anderen sind hinterlegt und lassen sich schnell finden.
Nicht alle Dienstleistungen sind digital. Wer Projekte hat, aber zu wenig Fachkräfte – oder zeitlich begrenzt mehr stemmen möchte – wendet sich an das Planungsbüro. Die Fachleute von Alexander Bürkle bieten die komplette Elektroplanung an, für Wohn- und Gewerbebau.
Sehr weitreichende Unterstützung genießt auch der Fachhandel, wie schon der große Stand der Fachhandelskooperation telering/Markenprofi zeigte. Alexander Bürkle bietet mit Fachabteilungen und Partnern starke Dienstleistungen. Wer sein Unternehmen für die Zukunft noch fitter machen möchte, erhält Beratung fürs ertragreichere Sortiment, die Gestaltung des Verkaufsrums, Unterstützung fürs digitale Marketing und mehr. „Ein Anruf oder eine Mail an irgendeinen von uns, und der Service startet“, verspricht Frank Schweizer Leiter Fachhandels-Coaching.
Die nächste electra soll 2025, also schon in drei Jahren, ihre Tore öffnen. Erstens wird damit der alte Rhythmus wieder aufgenommen, zweitens feiert Alexander Bürkle dann sein 125-jähriges Bestehen.